Knut Elmich - Prosa

Stillleben

"Ich kann das nicht mehr. Es ist vorbei", sagte sie leise.

Mir fehlten die Worte, darum blickte ich weiter stumm geradeaus. Das blasse Licht an diesem stillen Sonntagnachmittag im Herbst ließ die Welt ihre Farben vergessen. Der Park war grau, sie war grau, ich war grau und mit uns war alles grau und müde und still. Mühsam klaubte ich ein paar Worte zusammen.

"Das heißt, du wirst gehen."

"Ja."

"Du verlässt mich."

"Ja."

"Warum?"

"Du siehst doch, dass wir uns nicht gut tun."

Sie hatte vielleicht recht, ich konnte das nicht recht beurteilen. Meine Gedanken wateten durch zähen Staub. Der Park um uns herum war leer. Alle anderen Spaziergänger waren schon vor Stunden gegangen, vor dem kalten Wind geflüchtet, nur wir beide saßen noch, wie absichtlich vergessen, nebeneinander auf einer Bank und starrten vor uns hin. Ein graues, müdes Stillleben.

"Es tut mir Leid", presste ich hervor, ohne zu wissen, was ich genau damit meinte.

"Wir haben uns beide ineinander geirrt", erwiderte sie sanft.

"Nein, es war doch mal richtig! Es muss doch mal richtig gewesen sein!"

"Es war nie richtig, nur immer notwendig. Aber das reicht nicht mehr. Mach es gut."

Sie erhob sich von der Bank. Ich senkte meinen Blick und starrte auf meine Füße.

"Mach es gut."

Sie ging fort, ich blieb sitzen. Als ich wieder meinen Blick hob sah ich sie hinter kahlen Kastanienbäumen verschwinden. Und ich saß weiter, wie absichtlich vergessen, auf einer Bank im Park, in meinem grauen, müden Stillleben.